Zocken als Therapie bei Kindern? Viele Eltern würden bei dieser Frage den Kopf schütteln. Vor allem in einer Zeit, in der es immer schwieriger wird, die Nutzung von digitalen Medien einzugrenzen. Doch was wie Zukunftsmusik oder eine Fantasievorstellung klingt, ist bereits Realität. Die U.S. Food and Drug Administration (FDA) hat erstmals zur therapeutischen Behandlung der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bei Kindern ein Videospiel namens EndeavorRX als rezeptpflichtiges ,,Medikament‘‘ zugelassen, das laut einer Studie bei der Konzentrationsförderung helfen soll.1 Für Kinder, bei denen ADHS diagnostiziert wurde, können Ärzte die Gaming-App für das Smartphone oder das Tablet verschreiben.
Das Spiel soll durch ,,Abenteuer-Aufgaben”, die man bewältigen muss, die Aufmerksamkeitsfunktion unterstützen. Motorische Herausforderungen und sensorische Reize sollen neuronale Systeme aktivieren, die eine Schlüsselkomponente bei der Aufmerksamkeitsfunktion haben können. Sieben Jahre lang wurden Studien mit über 600 diagnostizierten Kindern durchgeführt.1 Ergebnisse zeigten, dass bei einem Drittel der Kinder nach 1 Monat Behandlung von fünfmal á 25 Minuten wöchentlicher Spielezeit eine Verbesserung der alltäglichen Funktionsstörungen zu erkennen war. Über diesen Zeitraum hinaus wurden die Auswirkungen jedoch nicht weiter untersucht.
Health Games auch bald in Deutschland?
Ein ähnliches Beispiel wurde auch schon in Deutschland von der Barmer Krankenkasse als Pilotprojekt 2020 in Seniorenheimen getestet. Hierbei sollten die Patientinnen und Patienten durch verschiedene Trainingseinheiten wie Tanzen, Singen, Kegeln oder Tischtennis ihre Koordination, Reaktionsvermögen, Kognition und körperliche Beweglichkeit stärken und somit Auswirkungen von Demenzerkrankungen reduzieren.2 Ergebnisse haben gezeigt, dass die körperliche und kognitive Leistungsfähigkeit – vor allem das Erinnerungsvermögen, die Motorik und die Ausdauer–und Koordinationsfähigkeit gestärkt wurden.2 Ebenfalls berichteten die Teilnehmenden, dass das Spiel die soziale Interaktion gefördert und positive Effekte auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität aufgezeigt hat. Auch das subjektive Schmerzempfinden konnte durch das regelmäßige Spielen verringert werden.2 Ob und wann sich diese Therapieform in Deutschland durchsetzen wird, bleibt abzuwarten – in jedem Fall sind Health Games aber ein weiterer spannender Baustein im wachsenden Feld der digitalen Therapiemöglichkeiten.
Was ist ADHS eigentlich?
Hauptmerkmale für Kinder mit ADHS sind, dass diese ungeduldig und hyperaktiv sind, sich schlecht konzentrieren können und Störungen der psychosozialen und kognitiven Funktionsfähigkeiten aufweisen. Mit einer Prävalenz von etwa 5 % ist ADHS bei Kindern zwischen 3 und 17 Jahren in Deutschland eine der häufigsten psychischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter.3 Aber die genannten Eigenschaften sind nicht immer typisch für Kinder mit ADHS. Es gibt auch Ausnahmen: Kinder, die eher introvertiert sind, weshalb die Störung oft nicht frühzeitig erkannt wird. Für die Behandlung von ADHS werden in Deutschland primär rezeptpflichtige methylphenidathaltige Medikamente eingesetzt.
1The Lancet Digital Health, A novel digital intervention for actively reducing severity of paediatric ADHD (STARS-ADHD): a randomized controlled trial (Stand 2020): https://www.thelancet.com/journals/landig/article/PIIS2589-7500%2820%2930017-0/fulltext (zuletzt aufgerufen am: 08.04.2022)
2Barmer Krankenkasse, Pflegebedürftig und aktiv sein – Therapeutische oder interaktive Videospiele der memoreBox können geistige und körperliche Fähigkeiten fördern (Stand 2020): https://www.barmer.de/gesundheit-verstehen/praevention-und-vorsorge/memorebox-pflegebeduerftig-und-aktiv-sein-1003616 (zuletzt aufgerufen am: 0804.2022)
3Journal of Health Monitoring 2, ADHS bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland, Robert Koch-Institut Berlin (Stand 2018): https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsJ/FactSheets/JoHM_03_2018_ADHS_KiGGS-Welle2.pdf (zuletzt aufgerufen am: 08.04.2022)
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Weiter ergänzen wir diesen Daten-Pool durch qualitative Befragungen (Telefon und online) unter Meinungsbildnern, Klinikern und niedergelassenen Ärzten der verschiedenen Facharztgruppen bzw. Patienten bestimmter Indikationsbereiche.
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