Wie startest du eigentlich in den Tag? Ich persönlich habe für mich festgestellt: Um wirklich wach zu werden, brauche ich Tageslicht! Also gehe ich morgens eine Runde spazieren. Bei jedem Wetter. Licht, etwas so Selbstverständliches – was können wir daraus alles schöpfen?
Was ist das eigentlich, Licht? Es ist Teil des Spektrums elektromagnetischer Strahlung. Und wir widmen uns heute in Teilen dem sichtbaren Licht, aber auch UV-Licht. Dabei handelt es sich um nicht-ionisierende Strahlung. Der für den Menschen sichtbare Teil elektromagnetischer Strahlung liegt im Wellenlängenbereich von etwa 400 nm bis 780 nm. Das sichtbare Licht befindet sich zwischen der UV-Strahlung und der Infrarot-Strahlung.1 Und diese Teile elektromagnetischer Strahlung nutzen wir – entweder natürlicherweise oder durch technisches Zunutze-machen – für den Erhalt unserer Gesundheit. Worauf wir heute nicht eingehen, ist ionisierende Strahlung. Diese wird etwa zur Strahlentherapie gewisser Tumorarten eingesetzt.
Licht – natürlich nutzen wir das!
Nicht ohne Grund zehre ich von meinem morgendlichen Spaziergang – egal, ob die Sonne scheint oder nicht. Das Tageslicht bestimmt unseren zirkadianen Rhythmus – und zwar in allen Geweben unseres Körpers. Licht wird über Rezeptoren auf der Netzhaut (Retina), die im hinteren Bereich des Auges sitzt, wahrgenommen und Signale werden weitergeleitet. Im Gehirn ist der Nucleus suprachiasmaticus im Hypothalamus für den zirkadianen Rhythmus zuständig. Licht und Dunkelheit beeinflussen außerdem die Produktion des Schlafhormons Melatonin in der Zirbeldrüse. Setzen wir uns nachts Licht aus, kann die Melatonin-Produktion unterdrückt und der Schlaf gestört werden.2 Nicht nur der Rhythmus von uns Menschen richtet sich nach dem Licht, auch andere Lebewesen leben nach Hell und Dunkel. Der Mensch beeinflusst und verändert allerdings die natürlichen nächtlichen Gegebenheiten durch künstliches Licht. Das fängt im Kleinen bei uns selbst mit TV- und Smartphone-Nutzung an und endet im Großen: Lichtverschmutzung. Letzteres mit großem Einfluss auf das Verhalten etwa von Insekten und Vögeln – mit Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem.3
Aber zurück zu unserem Körper: Tageslicht und die darin enthaltene UV-Strahlung beeinflusst neben dem Schlaf-Wach-Rhythmus auch andere Grundfunktionen im Körper, etwa die Vitamin-D-Bildung in der Haut. Die UV-B-Strahlung wandelt 7-Dehydrocholesterol in der Haut zu 25-Hydroxyvitamin D um. Weitere Reaktionen bilden das hormonell wirksame Vitamin D3, das für unsere Knochengesundheit mit der Regulierung der Kalzium- und Phosphataufnahme eine bedeutende Rolle spielt. Insbesondere in den Monaten von Oktober bis März reicht in unseren Breiten die UV-Strahlung nicht aus, um die endogene Vitamin-D3-Versorgung aufrecht zu erhalten. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt daher zu supplementieren.4 Übrigens: auch der Mangel an Vitamin D3 kann unseren Schlaf beeinflussen.5
Wir sehen: Licht hat einen großen Einfluss auf unsere innere Uhr und unsere Gesundheit. Gehen wir einen Schritt weiter. Können wir Licht zur Prävention oder gar Therapie nutzen? Vorweg: Die Einsatzmöglichkeiten von Licht sind breit, abhängig von der Erkrankung und des Therapieziels; wir reißen die Möglichkeiten von Licht in der Therapie nur in Ausschnitten an.
Licht und Wohlbefinden
Insbesondere in den Wintermonaten können Menschen psychisch unter den kurzen, dunklen Tagen leiden. Es kann sich eine saisonal abhängige Depression (SAD), die sogenannte „Winterdepression“, manifestieren. Bei der Lichttherapie, z. B. mit einer Tageslichtlampe, kommt weißes Licht zum Einsatz.6 Die Evidenzbasis für die Lichttherapie ist breiter geworden, sodass die S3-Leitlinie zur Unipolaren Depression eine starke Empfehlung bei Depressionen mit saisonalem Muster ausspricht.7 Von der Depression ist es nicht weit bis zur Schlafstörung. Auch bei Schlafstörungen/Insomnie wird neben Verhaltenstherapie und pharmakologischen Interventionen findet auch die Lichttherapie als unterstützende Therapieoption in der Leitlinie Erwähnung, auch wenn hier nur kleine bis mäßige Effekte nachweisbar sind.8
Licht und Haut
Neben den Augen ist die Haut das Organ, das am schnellsten mit Licht in Kontakt kommt. Und das lässt sich therapeutisch für einige Erkrankungen der Haut nutzen. Bei Neurodermitis (atopische Dermatitis) oder Schuppenflechte (Psoriasis) etwa kommt Phototherapie zum Einsatz. Bei der atopischen Dermatitis (Neurodermitis) sollte Schmalspektrum-UV-B und mittlere Dosen von UVA1 bei Erwachsenen mit mittelschwerer bis schwerer Neurodermitis eingesetzt werden – allerdings maximal zwei Therapiezyklen pro Jahr.9 Damit kann der Juckreiz gelindert und Entzündungsprozesse gehemmt werden.10,11 Auch bei den mittleren bis schweren Graden der Psoriasis wird die immunsuppressive Wirkung der Phototherapie, etwa mit UV-B-Strahlung alleine (auch in Form von Laser) oder kombiniert mit salzhaltigen Bädern (Balneophototherapie), eingesetzt. Die Leitlinie empfiehlt auch hier aufgrund des Hautkrebsrisikos jedoch nur eine kurzzeitige Behandlung.12
Nicht selten leiden Neugeborene an Gelbsucht (Neugeborenen-Ikterus). Häufig, da die Leber nach der Geburt noch nicht ganz funktional ist und diese das Bilirubin, ein Zwischenprodukt des Hämoglobinabbaus, noch nicht verstoffwechseln und ausscheiden kann. Die Haut hat einen Gelbstich, doch bestimmt wird der Ikterus über die Bilirubinkonzentration im Blut. Ist diese zu hoch, kommt die Phototherapie zum Einsatz: Das verwendete blaue Licht (460 nm) wandelt das Bilirubin in eine lösliche Form um, die schnell vom Körper ausgeschieden werden kann. Neurologischen Schäden wird so vorgebeugt.13
OP ohne Messer? Ja – mit Laser!
War der bisher gezeigte therapeutische Einsatz von Licht eher sanft, so kommen wir jetzt zu einem schnittigen Einsatzgebiet. In der Chirurgie findet Licht als Werkzeug bereits lange Einsatz: in Form von Laser (Light Amplification by Stimulated Emission of Radiation). Laser werden vielseitig eingesetzt: zum Schneiden und zur Entfernung von Geweben oder zur Gerinnung (Koagulation). Es gibt verschiedene Arten von Laser, die sich in ihrer emittierten Wellenlänge unterscheiden und die je nach Stärke und Eigenschaft des Zielgewebes eingesetzt werden. Chirurgie, schneiden, operieren – das klingt hart, doch wird der Einsatz von Lasern auf Grund der Tatsache gewählt, dass es eine mit guter Wundheilung verbundene OP-Technik ist. Weitere Vorteile sind weniger Blutungen und Nebenwirkungen im Vergleich zu konventionellen OP-Techniken. Wieder ist das Feld breit. Wir sprechen von der Augenheilkunde (Ophthalmologie) zur Katarakt-OP, der operativen Entfernung von Tumorläsionen, Zertrümmerung von Harn- und Gallensteinen (Lithotripsie) und der Dermatologie, hier sowohl zu ästhetischen als auch therapeutischen Zwecken. Auch die Kardiologie und die Gefäßchirurgie nutzt die präzisen Einsatzmöglichkeiten der Lasertechnologie.14
Wo Licht ist, ist auch Schatten
Ja, UV-Strahlung findet therapeutischen Einsatz. Aber in einer bestimmten Dosis über eine bestimmte Zeit. Im Alltag gilt es, sich vor UV-A- und UV-B-Strahlung zu schützen. Das heißt: Sonnenbrille auf für den Schutz der Augen und Sonnencreme für die Haut. Helle Hauttypen haben einen Eigenschutz von etwa zehn Minuten, Sonnencreme verlängert den hauteigenen Schutz, indem sie DNA-Schäden durch direkte Strahlung oder DNA-schädigende freie Radikale verhindert. Doch der beste Schutz ist: intensive Strahlung zur Mittagszeit meiden.
Noch ein kleiner Nebenfakt: Vermutlich gelangt dieser Artikel auch durch die Kraft des Lichts zu dir – denn auch Glasfaser überträgt Daten über Lichtwellenleiter.
Wenn Sie mehr über m:werk erfahren möchten, sprechen Sie uns gerne jederzeit an.
Unverbindliche AnfrageQuellen
1 https://www.bfs.de/DE/themen/opt/sichtbares-licht/einfuehrung/einfuehrung_node.html (letzter Aufruf 03.05.2024)
2 LeGates TA: Light as a central modulator of circadian rhythms, sleep and affect. Nat Rev Neurosci 2014; 15(7): 443-54.
3 https://www.uni-jena.de/231030-licht-oekosysteme (letzter Aufruf 03.05.2024)
4 https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/vitamin-d/ (letzter Aufruf 03.05.2024)
5 Romano F: Vitamin D and Sleep Regulation: Is there a Role for Vitamin D? Curr Pharm Des 2020; 26(21): 2492-2496.
6 https://www.bfs.de/DE/themen/opt/anwendung-medizin-wellness/tageslichtlampen/tageslichtlampen_node.html (letzter Aufruf 03.05.2024)
7 S3-Leitlinie Nationale VersorgungsLeitlinie Unipolare Depression, nvl – 005, Version 3.2, Stand September 2022.
8 Riemann D: S3-Leitlinie Nicht erholsamer Schlaf/Schlafstörungen. Somnologie 2017; 21:2–44.
9 S3-Leitlinie „Atopische Dermatitis“ (AWMF-Register-Nr.: 013-027); Stand 2023.
10 Patrizi A: Management of atopic dermatitis: safety and efficacy of phototherapy. Clin Cosmet Investig Dermatol. 2015; 8: 511–520.
11 Kemény L: Advances in phototherapy for psoriasis and atopic dermatitis. Expert Rev Clin Immunol 2019; 15(11): 1205-1214.
12 Nast A et al. Deutsche S3-Leitlinie zur Therapie der Psoriasis vulgaris, adaptiert von EuroGuiDerm – Teil 1: Therapieziele und Therapieempfehlungen. (2021) Dtsch Dermatol Ges.
13 S2k-Leitlinie 024/007: Hyperbilirubinämie des Neugeborenen – Diagnostik und Therapie; Stand: 08/2015.
14 Khalkhal E: The Evaluation of Laser Application in Surgery: A Review Article. J Lasers Med Sci. 2019; 10(suppl 1): S104-S111.
Von den Standorten Wiesbaden und Berlin aus unterstützen das m:werk Team nationale und internationale Healthcare Unternehmen in der Entwicklung von medizinischem Content für Fach- und Patientenkreise. Das Portfolio reicht von strategischer Beratung und Planung bis hin zur Umsetzung aufmerksamkeitsstarker Kampagnen – unabhängig davon, ob z. B. digitale Lösungen, Medienentwicklung, Social Media Management oder Media Relations benötigt werden. Grundlage dabei bildet stets der eigens entwickelte datenbasierte Ansatz, um sicherzustellen, dass alle Inhalte zielgruppenspezifisch aufbereitet und platziert werden.