Skip to main content

„Wir sind da, wenn das Leben beginnt“ – Warum Hebammen unersetzlich für Frauengesundheit sind

In der heutigen Zeit, in der die Frauengesundheit zunehmend im Fokus der Öffentlichkeit steht, ist es von großer Bedeutung, die Erfahrungen jener Fachkräfte zu verstehen, die eine entscheidende Rolle in der Begleitung von Schwangeren spielen: den Hebammen. Die Wichtigkeit dieser Berufsgruppe im Gesundheitswesen wird allerdings oft von Gesellschaft und Politik übersehen und das, obwohl es sich hierbei um einen der ältesten Frauenberufe der Welt handelt.1 Trotz ihrer unabdinglichen Relevanz müssen sich Hebammen heutzutage noch immer Herausforderungen stellen, weshalb sich viele Hebammen aus ihrem Beruf zurückziehen.2,3   Um die wertvolle Arbeit der Hebammen und ihre wichtige Rolle in der Gesundheitsversorgung zu würdigen, wird jährlich am 5. Mai der Welthebammentag gefeiert. Zu diesem Anlass hatten wir die Gelegenheit, mit einer erfahrenen Hebamme zu sprechen, die uns Einblicke in ihren Berufsalltag gibt und uns erklärt, warum die individuelle Geburtsbegleitung uns alle etwas angeht.

Ein Beruf mit Herz und Haltung
„Ich wollte etwas machen, das einen guten Zweck hat“, erzählt Hebamme Regina. Schon früh wusste sie: Die Begleitung werdender Familien ist ihre Berufung. „Wenn der Start ins Familienleben gelingt, dann entsteht ein gutes Fundament für die Zukunft.“ Dieses Fundament mitzugestalten, sieht sie als ihre zentrale Aufgabe an. Dabei betreut sie Frauen nicht nur während der Geburt, sondern vom positiven Schwangerschaftstest bis zum Ende der Stillzeit. Gerade diese Kontinuität macht den Beruf so besonders.

Zwischen Bauchgefühl und Wissensvermittlung
In ihrem Alltag macht Hebamme Regina gute Erfahrungen. Sie erlebt, dass die Frauen sehr offen dafür sind, Themen zu besprechen und neue Sachen auszuprobieren, aber auch, dass sie in den letzten Jahren stark von sozialen Medien beeinflusst bzw. verunsichert werden. „Da müssen wir Hebammen vieles geraderücken und in eine richtige Perspektive bringen“, sagt sie.

Warum Hebammen unverzichtbar sind
Das Motto des diesjährigen Welthebammentags lautet: „Frauengesundheit ist ohne Hebammen nicht zu denken.“ Regina bringt es auf den Punkt: „Wenn wir Frauen individueller betreuen, können wir traumatischen Geburten vorbeugen.“ Denn traumatische Geburtserlebnisse wirken oft lange nach und können ganze Familien belasten. Eine gelungene Geburtshilfe ist für sie daher eine wichtige Vorsorge für das ganze Leben. „Wir Hebammen sind zentral für die Frauengesundheit. Und an der Frauengesundheit hängt die Familiengesundheit“, so Regina.

Realität statt Ideal: Wie steht es um die Betreuung?
Die Idealvorstellung einer Eins-zu-eins-Betreuung während der Geburt ist in vielen Kliniken noch nicht Realität. Oft arbeiten zwei Hebammen für drei oder vier Geburten gleichzeitig. Die Betreuungssituation ist stark davon abhängig, welchen individuellen Schwerpunkt ein Kreißsaal oder Geburtshaus setzt – und wie viel Budget vorhanden ist. Hinzu kommen zahlreiche Ablenkungen: Telefone, Hygienekontrollen, organisatorische Aufgaben. „Das stört den natürlichen Geburtsverlauf. Die Frau braucht Ruhe – und die Präsenz der Hebamme.“

Gleichzeitig wird viel Potenzial verschenkt: Hebammen arbeiten in Deutschland fast ausschließlich im Kreißsaal. In Vorsorgekliniken, auf Wochenstationen oder in Stillambulanzen sind sie kaum vertreten. „Dabei wäre das dringend nötig. Und wir könnten viele Kolleginnen zurückholen, die aus dem Beruf ausgestiegen sind, weil ihnen die Kreißsaalarbeit zu anstrengend war.“

Hebamme sein ist politisch
Die gesellschaftliche Position der Hebammen ist eng verflochten mit der gesundheitspolitischen Situation. Nur eine Stärkung des Berufsbildes – gesellschaftlich und rechtlich – kann einen Wandel herbeiführen. Doch der Wandel braucht Unterstützung. „Der Leidensdruck liegt bei den Frauen“, erklärt Regina, „nicht bei der Politik.“ Die Bedürfnisse der Frauen sind im Alltag schlecht sichtbar und für Gesellschaft und Politik schwer nachvollziehbar. Das Thema Geburt – und besonders die Geburtshilfe – ist weiterhin ein sensibles. Darüber gesprochen wird eher im Freundes- und Familienkreis – selten in der Öffentlichkeit. Außerdem kann mit Geburtshilfe kein Geld verdient werden.4  Kliniken und Unternehmen profitieren nicht von einer Geburt – und das ist gut so. Damit fehlt aber die Motivation, nötige Investments in die Geburtshilfe zu tätigen.

Neue Wege: Geteilte Vorsorge und internationale Vorbilder
Ein Hoffnungsschimmer: Konzepte wie die geteilte Vorsorge – also die parallele Betreuung der Schwangerschaft durch Gynäkologinnen, Gynäkologen und Hebammen – gewinnen auch in Deutschland an Bekanntheit. „Wenn sich dieses Modell weiter etabliert, können wir Hebammen schon in der Schwangerschaft viel stärker unterstützen.“ Länder wie Schweden oder die Niederlande sind hier bereits weiter: weniger Klinikzentrierung, mehr individuelle Betreuung – auch durch Hebammen.

Der schönste Moment im Beruf?
Bei all den Herausforderungen verliert Regina nie den Blick für das Schöne an ihrem Beruf: „Wenn ein Kind geboren wird und alle lachen – dieser Moment ist unbeschreiblich. Einem Menschen das erste Mal ins Gesicht schauen zu können, ist wunderbar. Und diese Atmosphäre im Kreißsaal, diese Erschöpfung, die vielleicht vorher da war, die Wehenarbeit – und auf einmal ist es, als würde ein Knoten aufgehen. Das berührt mich jedes Mal.“ Hebammen wie Regina sind unermüdliche Begleiterinnen in einer der sensibelsten Phasen des Lebens. Sie schenken Sicherheit, Vertrauen und Nähe.

Am 5. Mai, dem Welthebammentag, ist es an der Zeit, ihnen Danke zu sagen. Aber auch darüber hinaus dürfen wir nicht vergessen: Gute Geburtshilfe ist keine Kür – sie ist Grundversorgung.

Wenn Sie mehr über m:werk erfahren möchten, sprechen Sie uns gerne jederzeit an.

Unverbindliche Anfrage

Quellen

¹ https://www.sueddeutsche.de/leben/geschichte-der-hebammen-als-heilige-verehrt-als-hexen-verteufelt-1.1424326  (letzter Zugriff: 16.04.2025)
² https://job-und-fortbildung.de/die-rolle-der-hebamme-aufgaben-herausforderungen-und-berufserfahrung/  (letzter Zugriff: 16.04.2025)
³ https://www.kartenmacherei.de/studie-hebammen/pdf/Whitepaper-Mangel-an-Hebammen-in-Deutschland.pdf  (letzter Zugriff: 16.04.2025)
⁴ https://www.bundestag.de/resource/blob/919760/a35e4111bd3a66728afd6b3bd0cc0d33/20_14_0061-6-_Deutscher-Hebammenverband_Stellungnahme-zur-oeffentlichen-Anhoerung_nicht-barrierefrei.pdf

Von den Standorten Wiesbaden und Berlin aus unterstützen das m:werk Team nationale und internationale Healthcare Unternehmen in der Entwicklung von medizinischem Content für Fach- und Patientenkreise. Das Portfolio reicht von strategischer Beratung und Planung bis hin zur Umsetzung aufmerksamkeitsstarker Kampagnen – unabhängig davon, ob z. B. digitale Lösungen, Medienentwicklung, Social Media Management oder Media Relations benötigt werden. Grundlage dabei bildet stets der eigens entwickelte datenbasierte Ansatz, um sicherzustellen, dass alle Inhalte zielgruppenspezifisch aufbereitet und platziert werden.

Raphaela Gmeiner