
Viele sind gerade nicht so gut auf den Sommer zu sprechen, kommt der doch momentan vielerorts ziemlich verregnet und eher kühl daher. Hitze ist dennoch ein gegenwärtiges Problem. Als Hitzetage gelten Tage, an welchen Temperaturen von über 30°C erreicht werden. So neu ist die Thematik gar nicht, wie es manchmal scheint, denn deren Anzahl steigt in Deutschland im Trend über die letzten 70 Jahre hinweg deutlich an1. Das Jahr 2024 zählte mit 12,5 Hitzetagen1 zwar nicht zu den Spitzenreitern der letzten Aufzeichnungen, trotzdem hat das Deutsche Bundesamt für Statistik über 900 Fälle hitzebedingter, vollstationärer Krankenhausaufenthalte erfasst2 und das Robert-Koch Institut berichtet von etwa 2.800 hitzebedingten Todesfällen3. Wenig verwunderlich also, dass Hitze und besonders ihre Auswirkungen auf unsere Gesundheit im gesellschaftlichen Bewusstsein allgegenwärtig scheinen.
Nicht in der Mittagshitze rausgehen und ganz viel trinken …
Der menschliche Organismus ist gleichwarm, d. h. die Körpertemperatur wird unabhängig von der äußeren Temperatur konstant gehalten. Dabei liegt die optimale Körpertemperatur des Menschen zwischen 36 – 38°C und kann sich z. B. bei sportlicher Betätigung kurzzeitig bis auf 40°C erhöhen4. Hitzestress entsteht, wenn die Temperatur-Regulationsmechanismen nicht mehr ausreichen und die Körpertemperatur dauerhaft erhöht ist. Die meisten dieser Mechanismen sind uns wohlbekannt und teilweise unliebsam: Schwitzen, rot werden, Appetit- und Antriebslosigkeit. Während das Schwitzen durch Verdunstung den Körper kühlen soll, erröten wir als Konsequenz der angekurbelten Durchblutung in der Haut, wodurch mehr Wärme an die Umgebung abgegeben wird. Zusätzlich werden körpereigene, wärmeerzeugende Abläufe wie z. B. Stoffwechselprozesse und muskuläre Arbeit limitiert4. Studien zeigen zusätzlich, dass weniger Energie für kognitive Arbeiten und die Regulation von Emotionen zur Verfügung steht – wir sind also in einer energieraubenden Stresssituation4,5. Allseits bekannte Hinweise wie reichlich trinken, den Nährstoff- und Mineralhaushalt aktiv unterstützen, wie z. B. mit Elektrolytlösungen, das Vermeiden von direkter Sonne und der Haupthitze (meistens zwischen 16 und 18 Uhr) dienen vor allem dazu, die Kühlungsmechanismen des Körpers zu unterstützen bzw. negative Effekte davon auszugleichen.
Gefährlicher Sommer – wenn Hitze gesundheitsschädlich ist oder sogar lebensbedrohlich wird
Während wir alle individuell stark unter der Hitze leiden, kann Hitzestress für vulnerable Gruppen wie ältere Menschen, Patientinnen und Patienten, Schwangere und Neugeborene6 durchaus gefährlich werden. Neben möglichen Auswirkungen von Hitze auf die Verfügbarkeit, Wirksamkeit und Verträglichkeit von Medikamenten7,8, ist vor allem die grundsätzliche Zusatzbelastung für den Körper durch die Kühlungsmechanismen entscheidend. Können diese nicht aufrechterhalten werden, kann dies zu einer langfristigen Überhitzung des Körpers führen und im Extremfall gesundheitliche Schäden verursachen. Dabei kommt besonders häufig das Herz-Kreislauf-System an seine Grenzen: Durch einen permanenten Flüssigkeitsverlust und geweitete Gefäße sinkt der Blutdruck und es kann zu einer Unterversorgung von Organen wie z. B. den Muskeln (beim Hitzekrampf), besonders aber des Gehirns kommen9. Folgen einer solchen Unterversorgung können Schwellungen des Gehirns – beim Hitzschlag – oder sogar Ohnmacht – beim Hitzekollaps – sein9. In Extremfällen kann eine langfristige Überhitzung des Körpers sogar zum Hitzetod führen9.
Unsere DNA auf dem Grill?!
Neben den offensichtlichen Symptomen verursacht Hitze aber noch etwas anderes – sie verändert die epigenetische Regulation der menschlichen DNA. Die Epigenetik bezeichnet Regulationsmechanismen und Veränderungen an der DNA, die nicht die Gensequenzen selbst betreffen, sondern deren Expression, also wie häufig, stark und wann bestimmte Gene abgelesen werden10. Damit greift die Epigenetik maßgeblich in die Funktionsweise des menschlichen Körpers ein und ist gleichzeitig eine potente Stellschraube für Anpassungen an Umwelteinflüsse wie z. B. Hitze. Studien zeigen, dass die epigenetische Anpassung an Hitze im Optimalfall dazu führt, dass der Körper besser mit dem Hitzestress umgehen kann und optimiert darauf reagiert10 – ein Effekt, den man mit dem Saunieren vergleichen kann11. Verursacht die Hitze allerdings körperliche Schäden und starke Stressreaktionen, kann dies auch zu problematischen epigenetischen Veränderungen führen. Die Reaktion des Körpers kann dann wiederum eine zusätzliche Belastung darstellen und beispielsweise Alterungsprozesse beschleunigen10,12.
Hitzewellen werden also nicht nur vom Wetterdienst, sondern auch in der menschlichen Epigenetik aufgezeichnet. Die langfristigen Effekte dieser epigenetischen Anpassungen auf unsere Gesundheit werden erst mit der Zeit verstanden werden. Fakt ist aber, der Klimawandel und die damit einhergehenden Extremwetterlagen erfordern mehr Stressresistenz unseres Körpers. Unser Umgang mit der Hitze heute kann dabei entscheidend sein, um langfristig „cool“ zu bleiben – es bleibt also vorerst dabei: viel trinken und zusätzlichen Stress für den Körper vermeiden.
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Unverbindliche AnfrageQuellen
- https://www.umweltbundesamt.de/daten/umweltindikatoren/indikator-heisse-tage#welche-bedeutung-hat-der-indikator (zuletzt aufgerufen 08.07.2025)
- https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2024/07/PD24_N035_231.html (zuletzt aufgerufen 08.07.2025)
- https://edoc.rki.de/bitstream/handle/176904/12682/EB-19-2025_10-25646-13135.pdf?sequence=1&isAllowed=y (zuletzt aufgerufen 08.07.2025)
- Cramer M. N. et al.: Human temperature regulation under heat stress in health, disease, and injury. Physiological Reviews 102(4), 2022:1907-1989.
- Fischer S. et al.: Emerging effects of temperature on human cognition, affect, and behaviour. Biological Psychology, Volume 189, 2024.
- Lakhoo, D. P. et al.: A systematic review and meta-analysis of heat exposure impacts on maternal, fetal and neonatal health. Nature Medicine 31, 2025: 684–694
- https://www.reuters.com/business/healthcare-pharmaceuticals/how-does-extreme-heat-affect-medicines-those-taking-them-2024-07-25/ (zuletzt aufgerufen 08.07.2025)
- Vanakoski J. et al.: Heat exposure and drugs. A review of the effects of hyperthermia on pharmacokinetics. Clinical Pharmacokinetics, 1998 Apr; 34(4):311-22.
- https://www.ecomed-medizin.de/hitzeschaeden (zuletzt aufgerufen 08.07.2025)
- Murray K. O. et al.: Epigenetic responses to heat: From adaptation to maladaptation. Exp Physiol. 2022 Oct;107(10):1144-1158
- Rhonda P. P. et al.: Sauna use as a lifestyle practice to extend healthspan. Experimental Gerontology, Volume 154, 2021
- Eun Y. C. et al.: Ambient outdoor heat and accelerated epigenetic aging among older adults in the US. Science Advances 11
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- Mehr als nur Schwitzen – wenn die Hitze sich einbrennt - 30. Juli 2025