Jeder hat sie, doch die wenigsten kennen sie – die eigene Patientenakte. Mit der elektronischen Version, der elektronischen Patientenakte (ePA), kann sich dies nun ändern. Die ePA hat großes Potential, die Patientenbetreuung umfassender, transparenter und für alle Mitglieder des Gesundheitswesens, wie Arzt, Apotheke und Krankenkassen, einfacher und effizienter zu machen – man muss sie nur nutzen. Es gibt aber auch einige Bedenken, die – wen wundert es – vor allem die Datensicherheit betreffen.
ePA – alten Klassiker neu erfunden?
Die Antwort auf diese Frage lautet „ja“ und „nein“. Der Arzt hat die Pflicht zur Dokumentation. In Bezug auf die Betreuung und Behandlung seiner Patienten kommt er dieser Pflicht durch das Pflegen der Patientenakte nach. In ihr wird die Krankengeschichte dokumentiert. Bisher hat jeder Patient mehrere Patientenakten in Papierform, nämlich bei jedem behandelnden Arzt eine. Durch die Einführung der ePA im Januar diesen Jahres ändert sich das. Von da an kann die ePA von verschiedenen Ärzten befüllt werden. So können neben den Blutwerten vom Hausarzt auch beispielsweise Röntgenbilder oder Medikamentenpläne eines Facharztes in ein und demselben elektronischen Datensatz erfasst werden.1 Aus gegebenem Anlass lohnt es sich hier auch zu erwähnen, dass das auch alle durchgeführten Impfungen einschließt. Es laufen also alle medizinischen Informationen in einem Dokument zusammen, so dass dieses immer auf dem aktuellen Therapie- und Gesundheitszustand des Patienten ist und – und das ist wichtig – von jedem behandelnden Arzt eingesehen werden kann.
Was sind die Vorteile?
In der ePA sollen neben der Dokumentation der aktuellen Behandlung auch elektronische Arztbriefe (eArztbriefe), ein Notfalldatensatz und ein elektronischer Medikationsplan (eMedikationsplan) hinterlegt werden können.2 Das ermöglicht Ärzten untereinander Diagnosen und Befunde einzusehen und so Zugang zu wichtigen medizinischen Informationen zu erhalten, die über das eigene Fachgebiet hinaus gehen aber insgesamt für die Behandlung eine Rolle spielen. Denn einmal angelegt, ist die ePA eine lebenslange Informationsquelle durch die z. B. doppelte Untersuchungen bei unterschiedlichen Ärzten vermieden und der Behandlungsprozess insgesamt effizienter für den Patienten gestaltet werden kann.3 Davon profitieren die Patienten in besonderem Maße, denn welcher Patient hat schon seine gesamte Krankengeschichte im Kopf? Für die allermeisten sind medizinische Befunde böhmische Dörfer und wann eine bestimmte Diagnose gestellt wurde und welches Schmerzmittel man vor fünf Jahren möglicherweise nicht vertragen hat, daran können sich nur die wenigsten erinnern. Warum auch? Schließlich hat das ein Arzt damals verordnet und der weiß das doch noch. Wie hieß der Arzt noch gleich?
Mit der ePA können aber nicht nur solche im besten Fall „lästige“ Situationen vermieden, sondern auch Kontraindikationen für ein bestimmtes Medikament oder akute Beschwerden einer bestehenden oder vergangenen Erkrankung durch den Arzt schneller erkannt werden. Ein Konzept, das im Notfall sogar Leben retten kann.4
Ohne Kritik geht es nicht?
Hier steht natürlich – wie sollte es in Deutschland anders sein – die Datensicherheit ganz oben. Denn besonders gesundheitsbezogene Daten sind sehr sensibel. Aus diesem Grund müssen Anbieter ein bestimmtes und umfassendes Testverfahren durchlaufen, in dem Funktionsweise und Sicherheit durch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik geprüft wird. Dokumente werden zudem durch eine Ende-zu-Ende Verschlüsselung geschützt. Die meisten Standorte der Server zur Speicherung der erhobenen Daten liegen innerhalb Deutschlands. Diese vor Hackerangriffen zu schützen, hat oberste Priorität. Ein weiterer Punkt der Datensicherheit ist, dass jeder Patient die Hoheit über seine eigenen Daten haben soll und selbst bestimmen kann, welcher Arzt welche Daten einsehen kann.5 Es besteht also durchaus die Möglichkeit einer Zensur der für den Arzt relevanten medizischen Information durch den Patienten.
ePA – ein Kommunikationswerkzeug?
Laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung ist die ePA „das zentrale Element der vernetzten Gesundheitsversorgung und der Telematikinfrastruktur. Die ePA ersetzt nicht die Kommunikation unter den Ärzten oder zu anderen Einrichtungen des Gesundheitswesens.“3 Sie kann sie aber deutlich verbessern. So können Notizen für einen anderen behandelnden Facharzt oder den Hausarzt hinterlassen werden, oder die Frage, welcher der letzte verantwortliche Arzt für eine bestimmte Behandlung war, mit einem Blick in die ePA geklärt werden. Als Agentur für Healthcare Communication ist es eine unserer Aufgaben, Mittel und Wege zu entwickeln und zu bewerten, durch die Ärzte sich vernetzen und miteinander kommunizieren können. Die ePA ist aus unserer Sicht ein Instrument, was, richtig genutzt, die ärztliche Kommunikation deutlich verbessern kann und das Gesundheitswesen in seiner Aufgabe, die ganzheitliche und umfassende medizinische Betreuung von Patienten zu gewährleisten, ein gutes Stück voranbringen kann. Und das ist es ja, worauf es letztendlich ankommt: die medizinische Versorgung für Patienten stetig zu verbessern.
1 https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/102767/Elektronische-Patientenakte-ist-Lackmus-Test-fuer-bessere-Medizin (letzter Zugriff: 27.08.2019)
2 https://www.allgemeinarzt-online.de/gesundheitspolitik/a/elektronische-patientenakte-nach-egk-kommt-epa-epf-und-ega-1938760 (letzter Zugriff: 27.08.2019)
3 https://www.kbv.de/html/epa.php (letzter Zugriff: 27.08.2019)
4 Verband der Ersatzkassen e. V. (Hrsg.). Fragen und Antworten zum Thema Digitalisierung. Stand: 30.01.2019
5 https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/104430/Spahn-streicht-Regelungen-zur-elektronischen-Patientenakte (letzter Zugriff: 27.08.2019)
Wenn Sie mehr über die elektronische Patientenakte erfahren möchten, sprechen Sie uns gerne jederzeit an.
Unverbindliche Anfragem:werk Healthcare Communication ist als Healthcare- und Pharma-PR-Agentur seit 2000 für Unternehmen der pharmazeutischen Industrie, der Medizintechnik und anderer Healthcare-relevanter Branchen tätig.
Fundament für Beratung und Maßnahmenentwicklung im Rahmen von Kommunikations- und PR-Konzepten ist die datenbasierte Methodik der empirischen Sozial- und Marktforschung. Sie wurde für kommunikative Fragestellungen in der Healthcare-PR, insbesondere des dort verorteten Marketings, adaptiert. Im Kern werden regelmäßig Facharzt- und Patientengruppen repräsentativ und detailliert über ihr aktuelles und vermutet künftiges Informations- und Kommunikationsverhalten befragt. So erhalten wir empirisch-gestützt eine aktuelle, valide, quantitative Daten-Grundlage für den zielgerichteten Budget-Einsatz und für eine präzise crossmediale Gewichtung im jeweiligen Facharzt- oder Patientensegment.
Weiter ergänzen wir diesen Daten-Pool durch qualitative Befragungen (Telefon und online) unter Meinungsbildnern, Klinikern und niedergelassenen Ärzten der verschiedenen Facharztgruppen bzw. Patienten bestimmter Indikationsbereiche.
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