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Gesundheit ist kein Lifestyle!

Von 20. März 2025Agentur, Allgemein

Grüne Smoothies, Biohacking-Gadgets und Vitamininfusionen – Gesundheit wird zunehmend als Lifestyle-Produkt vermarktet. Viele dieser exklusiv inszenierten Trends werfen Fragen auf: Wo endet sinnvolle Prävention, und wo beginnt die Kommerzialisierung eines Grundrechts? Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hilft weiter und definiert Gesundheit als einen „Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens“ – nicht nur als das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen¹.

Historische Perspektive: Wellness-Trends im Wandel

Der Wunsch, diesen Zustand zu erreichen – die eigene Lebensqualität zu steigern, ist so alt wie die Menschheit selbst. Bereits im antiken Griechenland pries Hippokrates (460–370 v. Chr.) eine gesunde Ernährung, Bewegung und ausreichenden Schlaf als Grundlage der Gesundheit². Römische Bäder und die traditionelle chinesische Medizin (TCM) zeigen, dass jede Epoche eigene Wellness-Trends hervorgebracht hat.
 Doch in den letzten Jahren zeichnet sich ein Wandel ab: Immer mehr Gesundheitsthemen werden zu Lifestyle-Themen umetikettiert, die Grenzen zwischen medizinischer Notwendigkeit und Selbstoptimierung verschwimmen. Besonders in sozialen Netzwerken ist ein neues Bewusstsein für Gesundheit und Wohlbefinden spürbar.

Biohacking, Longevity und Detox: Wissenschaft oder Marketing?

Wer seinen Tag mit einem Smoothie aus Blattgemüse beginnt oder sich in der Mittagspause eine Vitamininfusion gönnt, folgt einem Trend, der sich irgendwo zwischen den zeitgeistigen Schlagworten Selbstoptimierung, Longevity, Detox und Biohacking wiederfindet. Diese Kampfbegriffe beschreiben Maßnahmen zur Verbesserung der Gesundheit – manche mit nachweislich positiven Effekten, andere eher umstritten. Viele sind vor allem eines: teuer.
 So sind beispielsweise Vitamininfusionen oder Supplementierungen bei nachgewiesenem Vitaminmangel (z. B. B12- oder Vitamin-D-Mangel) medizinisch sinnvoll. Für gesunde Menschen gibt es jedoch kaum Evidenz für einen zusätzlichen Nutzen³. Genauso zeigen Studien über kommerzielle Detox-Produkte, dass diese oft keine belegbaren Effekte haben⁴. Leber und Nieren sind leistungsfähige Entgiftungsorgane, die für gewöhnlich keine Unterstützung durch hochpreisige Produkte benötigen.

Gesundheit als Luxusgut?

Problematisch wird es, wenn teure Behandlungen wie Statussymbole vermarktet werden und der Eindruck entsteht, dass Gesundheit nur mit hohem finanziellem Aufwand erreichbar ist – und Menschen mit geringerem Einkommen außen vor bleiben. Dabei sind bewährte Gesundheitsstrategien für alle zugänglich. Der oft belächelte Spruch „An apple a day keeps the doctor away“ mag keine medizinische Tatsache sein, vermittelt aber eine grundlegende Wahrheit: Ausreichend Schlaf, gesunde Ernährung und Bewegung sind die Grundpfeiler eines gesunden Lebens⁵ – und keine Luxusgüter.
 Eine große Meta-Analyse belegt beispielsweise, dass bereits 150 Minuten moderate Bewegung pro Woche das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um bis zu 30 % senken kann⁶.

Die Rolle der Wissenschaft und Gesundheitskommunikation

Die kritische wissenschaftliche Begleitung dieser Entwicklungen ist eine zentrale Aufgabe der Gesundheitskommunikation. Sie muss bei allen Trends den Blick aufs Wesentliche schärfen. Mediziner:innen und Wissenschaftsjournalist:innen tragen die Verantwortung, evidenzbasierte Informationen verständlich zu vermitteln.
Dabei geht es nicht darum, Innovationen zu verteufeln, sondern vielmehr darum, dass evidenzbasierte Medizin im Vordergrund bleibt und Gesundheitswissen für alle zugänglich ist. Wissenschaftliche Einordnung ist essenziell, um zwischen fundierten Ansätzen und überzogener Kommerzialisierung zu unterscheiden. Denn Gesundheit ist ein Grundrecht – und kein Privileg für Wohlhabende.

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Quellen

¹ WHO (1948). Constitution of the World Health Organization.
² Garrison FH. (1966). An Introduction to the History of Medicine. WB Saunders Company.
³ Hathcock JN, Shao A, Vieth R, Heaney R. (2005). Risk assessment for vitamin D. The American Journal of Clinical Nutrition, 85(1), 6-18.
⁴ Klein AV, Kiat H. (2015). Detox diets for toxin elimination and weight management: a critical review of the evidence. Journal of Human Nutrition and Dietetics, 28(6), 675-686.
⁵ Mok A, Khaw K-T, Luben R, Wareham N, Brage S. (2019). Physical activity trajectories and mortality: population based cohort study. The BMJ, 365, l2323.
⁶ Arem H, Moore SC, Patel A, et al. (2015). Leisure Time Physical Activity and Mortality. JAMA Internal Medicine, 175(6), 959-967.

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