Die COVID-19-Pandemie ist, trotz einer weiterhin hohen Anzahl an Erkrankungen, bei vielen gedanklich eher in den Hintergrund geraten. Eine mögliche Folge einer Coronainfektion, an die wohl eher wenige denken, scheint Diabetes zu sein. Unterschiedliche Studien und Auswertungen von Kassendaten zeigen erhöhte Neuinfektionsraten bei Diabetes.1,2,3,4 Anlässlich des Diabetes-Awareness-Monats November wollen wir diesen möglichen Zusammenhang als auch Diabetes insgesamt betrachten.
Corona und Diabetes
Die Zuckerkrankheit Diabetes mellitus (Überbegriff für verschiedene Erkrankungen des Stoffwechsels) ist in Deutschland bei circa 7,2 % der Erwachsenen im Alter von 18 bis 79 Jahren bekannt. Es werden zwischen zwei Erscheinungsformen bei Diabetes unterschieden: Typ-1 und Typ-2. Ca. 90 % sind von Typ-2 betroffen.5 Typ-2 tritt meist erst im Alter von über 40 Jahren auf, da die Zellen schrittweise unempfindlich gegen Insulin werden.6 Von Typ-1-Diabetes sind weniger Personen betroffen. Bei Diabetes mellitus sind die Blutzuckerwerte dauerhaft erhöht, da entweder zu wenig Insulin im Blut vorhanden ist, oder weil die Körperzellen nicht ausreichend darauf ansprechen.1 Hauptursachen sind vor allem erbliche Veranlagungen, Übergewicht und Bewegungsmangel.1 Bei Typ-1-Diabetes produzieren die Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse wenig oder gar kein Insulin, sodass dieser Typ auch bereits in jungen Jahren entstehen kann.1 Die Krankheit ist nicht heilbar und Betroffene sind ab dem Zeitpunkt der Diagnose auf Medikamente angewiesen.
Dass Diabetes nur aufgrund von zu viel Zuckerkonsum entsteht, ist ein weitverbreiteter Irrglaube. Typ-1-Diabetes wird vor allem durch genetische und andere Faktoren verursacht.7 Für Typ-2-Diabetes sind neben genetischen Veranlagungen auch Bewegungsmangel und Übergewicht häufig ausschlaggebend.
Im Zuge der COVID-19-Pandemie wurde vermehrt von Fällen berichtet, in denen kurz nach einer Corona-Infektion Diabetes Typ-1 oder Typ-2 auftrat.8 Der genaue Mechanismus zwischen einer Infektion und einer Diabetes-Diagnose ist noch nicht vollständig untersucht, allerdings ist inzwischen nachgewiesen, dass das Coronavirus „die insulinproduzierenden Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse infizieren und schädigen kann.“1 Ob die Schädigung von Dauer ist, muss weiter untersucht werden. Hinzu kommt ebenfalls, dass sich kein eindeutiger Zeitrahmen zwischen Infektion und Diabetes feststellen lässt. Nichtsdestotrotz ist der Anstieg der Diabetes-Diagnosen vor allem für eine Gruppe relevant: die Betroffenen selbst. Und so ist es oftmals der Fall, dass je früher Typ-1 ausbricht, desto aggressiver auch die Krankheit verläuft.1 Ausreichende Aufklärung und Verständnis ist wichtiger denn je.
Was bedeutet die Diabetes-Diagnose?
Eine Diabetes-Diagnose stellt Betroffene vor Herausforderungen. Nicht nur die möglichen Symptome wie Abgeschlagenheit, Schwindel oder Müdigkeit, sondern auch die veränderten Umstände können eine enorme Belastung darstellen. Diabetes Typ-1 ist nicht heilbar: Mehrfach täglich muss der Blutzucker kontrolliert und Insulin zur Regulation gespritzt werden.5 Dies erfordert v. a. Disziplin, Sorgfalt und eine zuverlässige medizinische Versorgung. Eine langfristig unbehandelte Diabeteserkrankung kann zu Schädigungen von Organen wie Herz, Leber und Niere führen. Betroffene mit Typ-1-Diabetes haben zudem ein erhöhtes Risiko andere Autoimmunerkrankungen zu entwickeln, wie beispielsweise Morbus Basedow oder Multiple Sklerose.7
Diabetes Awareness
Diabetes ist eine Volkskrankheit, deren Relevanz in den nächsten Jahren eher noch zunehmen wird. Hochrechnungen gehen von einem starken Anstieg von Diabetes – insbesondere von Typ-2-Diabetes – aus.9 Umso wichtiger ist es, die Erkrankung und ihre Ursachen zu verstehen. Ohne Zweifel sind neben der Aufklärung und Unterstützung für Menschen mit Diabetes, der Zugang zu den notwendigen Ressourcen und Behandlungen auch weitere Forschungen relevant. Auch, um die Zusammenhänge von Infektionserkrankungen wie u. a. Corona und Diabetes besser zu verstehen und einordnen zu können. Im Diabetes-Awareness-Monat findet zudem am 14. November der Weltdiabetestag statt. Während in den letzten Jahren vor allem der Zugang zur Diabetesversorgung im Fokus stand, soll dieses Jahr der Schwerpunkt auf dem Thema der globalen Gesundheit liegen. Hieran zeigt sich auch noch einmal die Relevanz des Themas mit Blick auf den hochgerechneten Anstieg von Betroffenen auf der Welt und die potenziellen Auswirkungen auf Gesellschaft und Gesundheitssysteme.
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Unverbindliche AnfrageQuellen
1 Steenblock C., Bornstein S.: Der Zusammenhang von Diabetes und COVID-19, DRK-Blutspendedienste: hämotherapie – Beiträge zur Transfusionsmedizin, Ausgabe 38, 12–16 (2022).
2 Weiss A, Donnachie E., Beyerlein A., Ziegler A., Bonifacio E.: Type 1 Diabetes Incidence and Risk in Children With a Diagnosis of COVID-19. 2023;329(23):2089–2091.
3 Ssentongo, P., Zhang, Y., Witmer, L. et al.: Association of COVID-19 with diabetes: a systematic review and meta-analysis. Sci Rep 12, 20191 (2022).
4 Mulder H., Fall T.: Die COVID-19-Pandemie mag zurückgehen, aber die Diabetes-Pandemie wütet weiter. Diabetologia 2022.
5 Bundesministerium für Gesundheit: Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2; https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/praevention/gesundheitsgefahren/diabetes (zuletzt abgerufen am 04.10.2024).
6 Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten e.V.: Typ-2-Diabetes („Altersdiabetes“), unter: https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/diabetes-mellitus/typ-2-diabetes-altersdiabetes.html#:~:text=Typ%2D2%2DDiabetes%20betrifft%20hauptsächlich,erhöhtes%20Typ%2D2%2DDiabetesrisiko. (zuletzt abgerufen am 24.10.2024).
7 Deutsche Diabetes Gesellschaft e.V.: Therapie des Typ-1-Diabetes. S3-Leitlinien, 2. Auflage; https://www.ddg.info/fileadmin/user_upload/05_Behandlung/01_Leitlinien/Evidenzbasierte_Leitlinien/2018/S3-LL-Therapie-Typ-1-Diabetes-Auflage-2-Langfassung-09042018.pdf (zuletzt abgerufen am 04.10.2024).
8 Rosenbauer J. et al.: COVID-19-Pandemie: Auswirkungen auf die Inzidenz des Typ-1-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen, Deutsche Diabetes Gesellschaft: Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2022 – Die Bestandsaufnahmen, 62–70 (2022).
9 Tönnies T. et al.: Prognosen zur Fallzahl des Typ 2 Diabetes im Jahr 2040. Deutsches Diabetes Zentrum, 2018, unter: https://diabsurv.rki.de/SharedDocs/downloads/DE/DiabSurv/2017_KP03_poster.pdf?__blob=publicationFile&v=3 (zuletzt abgerufen am 24.10.2024).
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- Erst Corona, dann Diabetes?! - 13. November 2024